Wann ist man genug? Warum haben wir alle das Gefühl, nicht genug zu sein? Warum glauben wir, erst wenn wir etwas geleistet, erreicht haben, sind wir genug? Erst, wenn sich das Glück für uns entscheidet, wir diesen tollen neuen Job kriegen, Vater oder Mutter sagen, „das hast du gut gemacht“? Warum wollen wir (uns) ständig etwas beweisen? Warum sind wir nicht einfach genug so wie wir sind? Einfach aus unserem Sein heraus
Dieses Gefühl, „nicht genug zu sein“, hat verschiedene Wurzeln. Teilweise ist es kulturell bedingt – wir leben in einer Gesellschaft, die Leistung und sichtbare Erfolge belohnt und feiert. Schon früh lernen wir, dass Anerkennung oft an bestimmte Bedingungen geknüpft ist: gute Noten, Erfolge im Sport, berufliche Leistungen, hohes Einkommen, glückliche Ehe usw.
Diese äußeren Bewertungssysteme verinnerlichen wir mit der Zeit. Das bedingte Selbstwertgefühl – „ich bin wertvoll, wenn ich XYZ erreiche“ – wird zu einer inneren Stimme, die uns antreibt, und auch quält.
Paradoxerweise kann gerade die Meditation einen Weg zeigen, um aus diesem Muster auszusteigen. In der Stille begegnen wir uns selbst jenseits unserer Rollen und Leistungen. Hier kann uns der Verstand nicht mehr quälen. Und wie viele Methoden ihm doch einfallen, seine Kreativität ist grenzenlos. In der Stille erfahren wir, dass unser Wert nicht von äußeren Faktoren abhängt, sondern unserem Sein innewohnt.
Um zu lernen, dass wir „genug sind“, könnten folgende Wege hilfreich sein:
- Die eigenen konditionierten Glaubenssätze bewusst wahrnehmen („Ich bin nur wertvoll, wenn…“)
- Die Leistungsgesellschaft durchschauen, uns von dem Irrwitz zurückziehen und unseren Wert in uns entdecken – der ist völlig unabhängig von dem, was geschieht bzw. was jemand tut
- Momente kultivieren, in denen wir einfach sein dürfen, ohne etwas leisten zu müssen
- Bewusst die Aufmerksamkeit auf das lenken, was wir bereits sind, nicht auf das, was noch fehlt – und auf unsere wahre Natur (Karl Renz: „Du kannst nicht nicht sein, was du bist“) – wir sind immer vollständig, ganz, wundervoll und haben Liebe verdient. (Hör auf, nach Liebe zu suchen, du bist Liebe.)
- Mitgefühl mit uns selbst üben, besonders wenn wir uns unzulänglich fühlen
Die tiefste Antwort liegt vielleicht in der Erfahrung, wie ich sie in der Meditation beschrieben habe – wenn wir unsere wahre Natur erkennen, jenseits des konstruierten „ichs“ mit all seinen Bewertungen, entdecken wir eine bedingungslose Vollständigkeit und eine erlösende Liebe, die schon immer da waren.
Deine wahre Natur ist unbegrenzt, vollkommen und frei. Doch niemand brachte dir bei, auf deine Freiheit zuzugreifen und in einem tiefen Gefühl von Sinn, Frieden und wahrer Liebe zu leben. Stattdessen wurde dir gesagt, du bist nicht genug.
Dabei bist du vollkommen. Da ist nichts zu verbessern und nichts zu reparieren. So wie du bist, so warst du gemeint. Alles, wonach du dich jemals gesehnt hast, ist von Natur aus in dir angelegt.